An der Basis
Das Wahllokal in Overtown hat fast schon geschlossen. Fast ausschließlich Afro-Amerikaner leben hier, es ist das ärmste Viertel Miamis, die Kriminaliätsrate ist hoch, die Arbeitslosigkeit auch. Es gibt kaum Geschäfte, stattdessen viele leerstehenden Gebäude. „Wir müssen aufpassen, wenn man von der Hauptstraße abbiegt, wird es hier richtig gefährlich. Grad gestern wurde hier einer erschossen,“ sagt die Fotografin Carmen Rodriguez, die mich begleitet. Sie hat hier viel fotografiert und kennt sich deshalb aus.
Vor dem Wahllokal haben die Menschen einen großen Lkw aufgebaut, aus Boxen wummert Hiphop. Die Menge klatscht und tanzt. Plötzlich kommt eine junge Frau auf uns zu. „Ihr gehört hier nicht her“, sagt sie. ‚“Wenn ich in euer weißes Viertel gehen will, hält mich die Polizei auf, nur dass ihr das wisst.“ „Ich weiß“, antwortet Carmen, „aber ich kenne hier viele Leute und wir wollen nur ein bisschen mit euch reden.“ „Die Leute hier reden nicht mit Weißen, denen könnt ihr so viele Fragen stellen wie ihr wollt“, sagt sie. „Ich bin nicht weiß, ich bin Kubanerin“, sagt Carmen.
Ein Dicker mit Megaphon bleibt stehen und sagt zu mir: „Du siehst aus wie eine Bush-Wählerin.“ „Wie bitte?“, sage ich. „Nur weil ich weiß bin? Ich kann Bush nicht ausstehen!“ Langsam wird es ungemütlich. Zum Glück kommt Kean Hardemon vorbei, der für den Kongress kandidiert. Ich frage ihn, was er ändern will, wenn er gewählt wird. „So gut wie alles“, sagt er. „Das hier ist echt ein schwieriges Viertel, der Osten von Miami ist reich, aber hier im Westen sind die Leute arm. Fast niemand hat hier Arbeit und die Kriminalität ist hoch. Wir brauchen mehr Jobs und vor allem: Hoffnung.“ Klingt nach einer fast übermenschlichen Aufgabe. Wie er das alles schaffen will, verrät er nicht.
Wir gehen weiter in einen kleinen Barbershop, den Willie Williams‘ Familie seit den 50er Jahren in diesem Viertel betreibt. Ja sagt er, in diesem Viertel gebe es viele Probleme. „Aber es gibt den Leuten Hoffnung, dass ein schwarzer Mann im Weißen Haus sitzt. Das zeigt uns, dass man es auch als Schwarzer zu etwas bringen kann.“ Für heute Abend ist in dem Viertel jedenfalls ein großes Fest geplant.
Mini-Battleground Palmetto Bay
Es ist Vormittag in Palmetto Bay, einem Vorort von Miami. Das Wahllokal liegt direkt am Highway 1, der den Wohnbezirk der weißen Reichen von den eher nicht so reichen Schwarzen und Latinos trennt. Am Wahllokal kommen alle zusammen – und es entbrennt eine Miniatur Wahlschlacht.
Obama gegen die Kuh-Expo
Wisconsin im mittleren Westen. Der Heimatstaat von Romneys Vize Paul Ryan ist heiß umkämpft – so heiß, dass Präsident Obama in der Hauptstadt Madison persönlich um Stimmen werben will. Doch in der Stadt findet gleichzeitig ein echtes Ereignis von Weltrang statt: Die Kuh-Expo „Dairy Show“, die größte Veranstaltung rund ums Milchvieh der Welt.
Das „Highlight eines jeden Kuhbesitzers in den USA und Kandada“ sagt Matt aus Minnesota, der zehn Braun-Weiße in die Show schickt. „Jeder Kuhbesitzer in Amerika fiebert das ganze Jahr hierauf hin“. Seine Kühe hat Matt um 4 Uhr in der Früh geweckt, sie rasiert, ein bisschen Farbe auf den Rücken aufgetragen und Schuhcreme auf die Hufe. Am Ende des Tages liegen die Tiere dann matt im Stroh. „Die sind jetzt sehr müde.“ Dass Obama kommt, ist Matt so egal wie den meisten anderen Viehbesitzern auf der Show. „Das ändert für mich und meine Tiere überhaupt nichts.“