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Paul Ryan in der Suppenküche

19. Oktober 2012

Man kann es Paul Ryan kaum verübeln, dass er den Kontakt zum Volk sucht. Schließlich lässt sich auch US-Präsident Barack Obama gerne mal beim „Bear Hug“ mit einem Barbesitzer in Florida oder beim Bro-Check mit dem Putzpersonal des Weißen Hauses ablichten. Auf Augenhöhe mit dem Volk, das kommt an, das schafft Nähe, und bringt am Ende hoffentlich auch Wähler.

Also ließ sich der republikanische Vizepräsidentenkandidat mit seiner Frau Janna auf einen Sprung beim Tellerputzen in einer Suppenküche in Youngstown ablichten. Und hoffte, mit jedem blanken Teller ein paar unentschlossene Wähler im Swing State Ohio und dem Rest des Landes auf seine Seite zu ziehen.

Allerdings hätte es Ryan durchaus etwas geschickter anstellen können. Die Romney/Ryan-Kampagne sei förmlich in seine kleine Suppenküche „eingefallen“, schimpfte der Präsident der Mahoning County St. Vincent De Paul Society, Brian Antal, gegenüber US-Medien, als die Putzkolonne wieder abgerückt war. „Sie sind einfach aufgetaucht, eine Erlaubnis hatten sie nicht.“

Peinlicher noch: Schaut man sich die Bilder zu dem Putz-Überfall genau an, fällt auf: Die Teller, die Paul und Janna sich vornahmen, wirken verdächtig sauber. Er habe gar nichts gemacht, schimpfte Antal weiter. „Er ist einfach nur gekommen, um sein Bild zu bekommen.“ Denn als das Ryan-Team anrückte, war das Essen längst verteilt, die Gäste abgezogen, und die Halle gereinigt.

Ein Sprecher der Romney-Kampagne bemühte sich um Schadensbegrenzung. Man habe sich an das Protokoll gehalten, eine „zuständige Frau“ habe Einlass gewährt und sich über den Besuch gefreut. „Wir wollten die Aufmerksamkeit vor allem auf die wichtige Arbeit der Organisation lenken“, beteuerte er.

Die überzeugt das nicht. Man sei als christliche Organisation parteilos und bekomme Geld aus beiden politischen Lagern. Ein konservativer Besuch könne da wichtige demokratische Geldgeber abschrecken – und dafür sorgen, dass die ihre Spenden einfriere.